Samstag, April 09, 2011

Rückblick auf 3 Jahre Post + letzte Postimpressionen


Seit Anfang April bin ich nun nicht mehr bei der Deutschen Post. Auf der einen Seite bin ich ganz froh, dass ich das hinter mir habe (die Arbeitsbedingungen waren nicht die Besten), aber ich bin auch ziemlich traurig. So schwierig es manchmal war, so habe ich den Job doch aus Überzeugung getan, es hat Spaß gemacht, den Leuten zu dienen, so schön in strahlende Augen zu sehen, wenn jemand sein langerwartetes Päckchen bekommen hat. Außerdem war es ein prima Gelegenheit, für München und meine Leute zu beten (eine ganz neue Dimension von Stadtgebet). Was ich aber vor allem vermissen werde, sind meine Kollegen. Die waren einfach unglaublich! Gut ist, dass ich auch so Kontakt zu ihnen halten kann, denn sie sind ja nicht aus der Welt!

Ich denke, dass es an der Zeit ist Rückblick zu halten und das Ganze Revue passieren zu lassen. Alles fing ja damit an, dass ich selbständig als Webdesigner war und dass es mit der Kohle mehr als schwierig war. Ich war schon ne Weile auf der Suche nach einem Nebenjob, um einfach eine gewisse finanzielle Grundlage zu haben und nicht so abhängig von Aufträgen zu sein. Bei einigen Angeboten sah es zunächst eigentlich ganz gut aus, hat sich dann aber doch zerschlagen.

Ich bin dann über eine Stellenanzeige von der Deutschen Post gestolpert. Eigentlich wäre es das Letzte gewesen, was ich mir je vorgestellt hätte: Briefzusteller. Den ganzen Tag bei Wind und Wetter draußen zu sein, war alles andere als mein Traumjob. Als ich mich dort bewarb, sah es so aus, dass sie mich auf jeden Fall nehmen würden. Also dachte ich mir, ich kann es ja probieren und mir immer noch was anderes suchen. Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich da vor Ende der Probezeit wieder weggewesen... Irgendwann hatte ich beim Beten aber den Eindruck, dass Gott mir sagt, dass ich solange bei der Post bleiben soll, bis er mir was Neues sagt. War schon ziemlich herausfordernd für mich. Wer sagt denn, dass Gott wirklich zu mir gesprochen hat? Derweil bin ich ewig bei der Post, weil ich nie dort sein sollte und somit auch nicht hören würde, dass ich wieder aufhören soll (schon witzig, dass ich solche Gedanken habe, wenn ich Gerüchten zufolge ganz gut Gottes Stimme höre).

Ich fragte mich, wozu das gut sein sollte, da zu sein. Da war schon klar, dass der Postjob mehr als nur ein Halbtagsjob war. Es war nicht selten, dass ich erst um 4 oder 5 fertig war, teilweise sogar viel später. Dazu war es noch körperlich sehr anstrengend, ganz zu schweigen von dem psychischen Stress. An manchen Tagen war ich so fertig, dass gar nichts mehr ging. Für Webdesign blieb kaum noch Zeit, um up to date zu bleiben, hatte ich auch keine Kapazitäten. Wozu sollte ich also hier sein?

Komischerweise haben das einige Leute bestätigt und fanden es gut, dass ich bei der Post arbeiten würde. Stefan Driess war damals ab und an in der Gemeinde und hat da prophetisch reingesprochen. Es hieß unter anderem, dass irgendwie so etwas wie ein Klotz an meinem Bein ist, den ich loswerden will. Dass Gott den aber nicht wegnimmt, weil er meine geistlichen Muskeln trainieren will. Ich solle lernen von dem zu leben, was ich vom Geist her weiß und nicht von dem, was ich im Natürlichen so sehen kann. Die Engel Gottes würden vor mir hergehen, es würde mehr passieren als mir bewusst wäre. Gott würde Gelegenheiten schaffen...

Als ich mir unsicher war, ob meine Zeit bei der Post zu Ende war, kam ungewollt eine Bestätigung als ich eine alte CD von Stefan Driess angehört habe. Ein andermal hatte Stefan, dass Gott mich erst weiterziehen lässt, wenn ich meinen Frieden mit dem Postjob gefunden hätte und ich würde traurig sein, weil Gott soviel tun würde.

Irgendwann wurde ich zusammen mit einem Kollegen von einem Qualitätsmanager kontrolliert ohne dass wir es bemerkt hätten. Dort hat man auf sehr unschöne Weise Druck auf uns ausgeübt, weil wir angeblich zu lange Pause gemacht hätten. Das wäre ein Grund für eine fristlose Kündigung. Wir sollten uns auf einen sehr schrägen Deal einlassen, um unsern Arbeitsplatz zu behalten. Weil ich mir aber keiner Schuld bewusst war, wollte ich mich darauf nicht einlassen. Mir war klar, wenn Gott mich hier haben will (obwohl ich selber hier ja gar nicht sein wollte), bringt mich hier kein Mensch weg, wenn ich mir nicht irgendnen groben Schnitzer erlaube. Interessanterweise waren die Anschuldigungen am nächsten Tag vom Tisch...
Im Winter 2009 war ich an einem Samstag unterwegs, es war total kalt und ich war am Hadern mit Gott, wie ich denn hier jemals meinen Frieden finden solle. Und da hat Gott sehr krass zu mir gesprochen und durch ein Bild geantwortet, das ein Kunde für mich gemalt hatte.

Mitte März 2010 wurden die Bezirke wieder mal geändert. Normalerweise fällt eine größere Straße weg und 2 kleinere kommen dazu. Aber diesmal wurde fast mein ganzer Bezirk umgestellt. Ich hatte nur noch Siedlungshäuser, war also nur noch draußen (dauernd draußen bei Regen, Kälte, Wind und bei Hitze). Wo ich doch meine Mietshäuser geliebt hatte. Ich wollte schon lautstark protestieren, aber ich hatte den Eindruck, dass ich es nicht tun sollte. Bei einer Änderung fiel meine Lieblingsstraße weg, ich hatte überlegt, ob ich vors Arbeitsgericht ziehen sollte, als sie mir keinen unbefristeten Vertrag geben wollte, als er eigentlich längst fällig war. Und immer hatte ich den Eindruck, dass ich das nicht tun sollte. Und heute glaube ich, dass da echt Gott drin war.

Das Spannende ist nämlich, dass sich mein "neuer" Bezirk viel angenehmer fahren ließ. Und irgendwann stellte ich fest, dass ich meinen Frieden mit dem Job gefunden hatte. Es war zwar immer noch nervig, wenn es regnete oder kalt war. Aber es war nicht mehr so schlimm wie vorher. Und obwohl ich vorher irgendwann den Eindruck hatte, dass mir vor Kälte fast die Hände abfallen, weil sie so steif waren, war dies nie der Fall, als ich die ganze Zeit draußen war und mich nirgends in einem Mietshaus aufwärmen konnte. Offenbar hatte sich irgendwas verändert...
Im Sommer 2010 war ich dann auf einem prophetischen Vertiefungsseminar in Hubmersberg. Dort hatte eine Frau einen Eindruck für mich. Sie sah eine Briefmarke und hatte das Wort dazu: Die Zeit der Briefmarken ist vorbei. Neues in deinen Gaben!" Das war das Zeichen von Gott für mich, dass ich frei bin von der Post weg zu gehen. War nur noch die Frage, wann der rechte Zeitpunkt dafür war. Mein Vertrag wurde noch einmal bis Ende März verlängert. Eigentlich wollte ich nicht noch einmal einen Winter bei der Post verbringen. Aber ich dachte mir, dass es eigentlich ganz cool ist, den Vertrag einfach auslaufen zu lassen (so habe ich dann auch Anspruch auf Arbeitslosengeld). Es stellte sich heraus, dass die Post meinen Vertrag auch nicht verlängert hätte (auf sehr unschöne Weise).

Nun freue ich mich darauf, mich wieder mehr auf Webdesign und ähnliche gestalterische Tätigkeiten konzentrieren zu können. Wie genau es weitergeht, ist noch nicht ganz klar. Aber ich bin gewiss, dass Gott mir das schon zeigen wird. Irgendwie fühle ich mich immer noch als Postler, denke sehr oft an meine Kunden. Ganz genau weiß ich nicht, warum ich hier sein sollte. Aber es ist schon spannend, wie Gott das geführt hat.

Leider habe ich mich nicht so getraut meinen Glauben weiter zu geben, wie ich mir das gewünscht hätte. Immerhin konnte ich ein paar Mal für Kunden bzw. für Kollegen um Heilung beten. Aber es ist schon krass, wieviele Kranke es gibt. An meinem letzten Tag habe ich erfahren, dass eine Kundin an Krebs gestorben ist, die ich sehr gern hatte. Ich hätte so gerne noch für sie gebetet. Es wäre schon sehr cool gewesen, wenn ich dafür bekannt gewesen wäre, dass ich der Briefträger bin, der nicht nur die Post bringt, sondern noch ne persönliche Botschaft von Gott für sie hat...

3 Kommentare:

die Vorgärtnerin hat gesagt…

Manchmal ist man für etwas bekannt und nur man selber weiß nichts davon.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du den Leuten nicht ein Briefträger von vielen gewesen bist, sondern ein ganz besonderer.


(Worterkennungswort: smelyw.
Sehet und SCHMECKET, wie freundlich der Herr ist.
Diese Formulierung ist mir in den letzten Tagen wichtig geworden. Du bist ja auch so ein bildhafter Typ. SCHMECKE es. Hören "entdeckt" nur die halbe Wahrheit...)

Jocky hat gesagt…

Da hast du auf jeden Fall Recht. Ich war für die Leute ein ganz besonderer Postbote. Ich hab ja den Leuten gesagt, dass ich bald aufhöre.

Durch die Bank war da Unverständnis bis Entsetzen (Klar, sie müssen sich ja auch wieder an nen Neuen gewöhnen). Aber es gab so Reaktionen wie "Sie waren ja immer so zuverlässig" (offensichtlich im Gegensatz zu meinen Vertretern) oder ne eine Frau sagte zu ihrer Nachbarin: "Der gute Briefträger" hört auf!"

Einer attestierte mir sogar, dass ich wieder der klassische Briefträger sei, der bei ihnen 30 Jahre lang zugestellt hat. Ich hätte ihn fragen sollen, wie er darauf kommt. Aber damit meinte er den Mann, der da vielleicht 5 Jahre vor mir gearbeitet hat!

Elisa hat gesagt…

Ja Jocky, du bist, wie Juppi schon gesagt hat, ein ganz besonderer Briefträger und (Post)-Bote von Gottes Wort an die Welt. Sei voll gesegnet für alle deine weiteren Wege!!!!