Montag, November 09, 2009
20 Jahre Mauerfall und mehr...
Heute vor 20 Jahren ist die Mauer gefallen. Man kann sich das heute gar nicht mehr richtig vorstellen. Im Vorfeld sind ja schon etliche Sachen passiert. Im August wurde der Eiserne Vorhang in Ungarn durchgeschnitten, viele DDR Urlauber flüchteten sich in deutsche Botschaften und verlangten die Ausreise in den Westen, die ganzen Montagsgebete und -demonstrationen. Und dann der Mauerfall so plötzlich wie man das gar nicht erwartet hätte...
Das deutsche Volk war in einem unglaublichen Freudentaumel. Wir waren die glücklichste Nation der Welt. Ich bin ja damals in unmittelbarer Nähe der Grenze aufgewachsen, der Todesstreifen war nur wenige Kilometer weit weg. Ich war damals in der Kollegstufe. Mit ein paar Freunden sind wir nach Hof gefahren, um die Züge aus Ungarn zu begrüßen, wir hatten extra Bananen gekauft. Riesiger Presserummel, es war auf einmal unheimlich viel los. Leider hatte der Zug Verspätung und wir mussten wieder nach Hause, weil wir am nächsten Tag Schule hatten...
Aber wir sind auf eine Autobahnbrücke, der ersten nach der Grenze, um den ganzen Trabis zuzuwinken, die zu uns rüber in den Westen kamen. Ein Freund von mir durfte in einer Turnhalle die 100, - DM Begrüßungsgeld austeilen. Ich habe ihn da mal kurz besucht... Einige DDR Bürger wollten für ihre kranke Oma, die nicht mitkommen konnte, auch Geld abholen. Was natürlich nicht ging, weil dieses Geld ja für Besucher da war, mit einer offenen DDR hatte bei der Konzeption niemand gerechnet.
Ich weiß noch, wie man wochenlang nicht wirklich bei uns einkaufen gehen konnte, weil alle Ossis bei uns den Aldi leergeräumt haben. Schon morgens vor den Ladenöffnung standen die schon offen.
Durch meine Oma, die in der Nähe von Hannover auch im grenznahen Gebiet wohnte, bekamen wir Kontakt zu einer DDR Familie, die Partnergemeinde der Kirchengemeinde meiner Oma waren. Die haben uns natürlich gleich besucht, als alle rüber zu uns kamen. Wir haben uns angefreundet und immer wieder besucht. Der Kontakt besteht heute noch.
Dass man nach der ersten Euphorie merkte, dass die Einheit auch schwere Arbeit sein kann und dass der Aufschwung Ost doch nicht so schnell ging wie erwartet, ist eine andere Geschichte.
Aber ich finde es beeindruckend, wieviele günstige historische Faktoren damals zusammenkamen. Es hätte ja auch alles ganz anders kommen können. Da die politischen Faktoren oft genug betont und geschildert werden, will ich auf die geistliche Komponente eingehen.
Ich finde es bezeichnend, dass es eine friedliche Revolution war, dass es keinen Sturm der Bastille oder ähnliches gab. Tausende zündeten Kerzen an und beteten in der Nikolaikirche, immer wieder wurde betont, dass es keine Gewalt geben soll. Wie ich heute in einer Sendung zum Mauerfall hörte, war der damalige Papst auch sehr prägend.
Ein Jahr vorher, am 9. November 1988 jährte sich die Reichsprogromnacht zum 50. Mal, wo in Deutschland die Synagogen brannten und der Haß auf die Juden entfesselt wurde. Anläßlich des biblischen Erlaßjahres (nach 50 Jahren sollte in Israel jede Schuld erlassen werden), gab es überall im Land Gebets- und Bußgottesdienste. Ich finde es bezeichnend, dass genau ein Jahr später die Mauer gefallen ist, genau an diesem historischen Tag. Es ist wie ein Augenzwinkern Gottes, der aus einem negativen Tag einen Tag der Freude macht und uns Deutschen die Vergebung der Schuld zuspricht ("zu verkünden ein gnädiges Jahr des Herrn...")
Heute gab es einen großen Festakt, der live im ZDF übertragen wurde. Viele die damals aktiv waren, waren anwesend. Politiker und Akteure. Vom Goethe Institut gab es eine Aktion, wo 1.500 Blöcke in die ganze Welt geschickt wurden, um sie zu bemalen mit den Wünschen nach Frieden und Freiheit. Diese wurden wie Dominosteine entlang der ehemaligen Mauer aufgestellt, um dann umgestoßen zu werden, um zu zeigen dass die Mauer gefallen ist und als Zeichen dafür, dass auch noch andere Mauern fallen sollen.
Ich weiß nicht, ob es den Veranstaltern klar war, aber für mich war diese eine wahnsinnige prophetische Handlung. Es bedarf keiner großen Aktionen, immenser Gewalt, um gewaltige Auswirkungen zu haben. Ein kleiner Schritt zur rechten Zeit am rechten Ort, kann eine gewaltige Kette von Ereignissen auslösen, die nicht mehr aufzuhalten sind, wenn einmal die Welle begonnen hat. Das macht Hoffnung für andere Länder, wo die Situationen so ausweglos sind...
Auch heute weht wieder dieser wahnsinnige Wind der Veränderung und ich bin der Meinung, dass wir auf gewaltige Veränderungen zugehen. In nächster Zeit werden wieder gewaltige Dinge passieren, mit großer Auswirkung. Es liegt in der Luft...
I amar prestar aen.
Die Welt ist im Wandel
Han mathon ne nen.
Ich spüre es im Wasser.
Han mathon ne chae.
Ich spüre es in der Erde
A han noston ned wilith.
Ich rieche es in der Luft.
Spürst du, fühlst du sie auch die Veränderung?
Edit: Hier nun ein Videozusammenschnitt des heutigen Ereignisses:
klick
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Geschichte,
Veränderung
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1 Kommentar:
Ich habe schon maches Mal darüber nachgedacht, wie krass Gnädig Gott war, Deutchland zu vereinen-zu vergeben und uns zu Helfen frei zu werden von den Kommunisten.Es beeindruckt mich immer wieder- nachdem was wir im zweiten Weltkrieg den Juden und vielen anderen Völkern angetan haben. Und ich danke Gott so sehr dafür...denn ich liebe es zu reisen. Ich liebe es die Welt kennenzulernen, Englisch lernen zu dürfen und in Freiheit meinen Glauben zu leben. Ehre sei Gott!!
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