Donnerstag, November 19, 2009

2012 = Triefender Actionschmalz hoch drei



So, nun habe ich ihn gesehen: "2012", den großen Weltuntergangsblockbuster, die Mutter aller Katastrophenfilme, wie ihn Regisseur Roland Emmerich nennt. Eines vorweg: Wer auf großes Actionkino, mit viel Krachern und Nervenkitzel steht, ohne groß nachzudenken, wird bestens bedient. Wirklich großes Popcornkino und gute Unterhaltung.

Aber wer wenigstens ein bißchen Logik und Plausibilität sucht, sollte sich den Film wohl eher nicht antun. Ich rede nicht davon, wie wahrscheinlich das Szenario ist, was den ganzen Film ausmacht. Obwohl auch das schon recht irrsinnig ist: Es gibt außergewöhnlich große Sonneneruptionen, eine Planetenkonstellation, die den Effekt noch steigert. Die Erde wird mit ungewönlich vielen Neutrinos beschossen, deswegen erhitzt sich das Erdinnere, die Erdschicht wird äußerst instabil, überall kracht die Erde ein, außergewöhnlich viele und große Erdbeben. Es entstehen gewaltige Tsunamis, die Erde wird unter gewaltigen Flutwellen begraben... Das kann man ja noch als Ausgangslage gelten lassen.

Ich spreche davon, dass immer noch einer oben draufgesetzt wird, alle Klischees werden bedient, keines ausgelassen. Wenn man denkt, schmalziger und derber geht es nicht, kommt noch einer oben drauf, und noch einer und noch einer...

Alle Menschen kommen um, versinken in Erdspalten, die sich grade auftun, nur nicht unsere Helden. Die kommen immer durch, besitzen die Geistesgegenwart ihre Autos und Flugzeuge (obwohl sie eigentlich gar nicht fliegen können) so zu lenken, dass sie so vorausschauend fahren, dass sie allen Felsbrocken ausweichen, Hindernisse umfahren und schnell genug sind, dass sie dem Boden, der grade unter ihnen zusammenbricht entwischen können (die Special Effects sind allerdings täuschend echt!).

Das 08/15 Klischee des getrennten Ehepaars mit zwei Kindern wird aufs Köstlichste bedient, wo sie schon wieder einen neuen Liebhaber hat (und am Ende wieder zusammen kommen, zusammengeschweißt durch die gemeinsam erlebten und durchgestandenen Schrecken). Er will die beiden Kinder (die natürlich wunderbar als Emotionsträger herhalten, weit vom Schrecken aufgerissene tränenunterlaufene Augen, quietschende Schreie an passender Stelle) sehen und darf nicht so wie er will (Als er merkt, dass sie nicht mehr sicher sind, will er die Kinder abholen. Sie: "Aber du hast doch die Kinder erst wieder vorbeigebracht, du bekommst sie nicht schon wieder..." Sie wird einsichtig, als das Haus durch ein Erdbeben heftig erschüttert wird).


Der Berater des amerikanischen Präsidenten, der durch und durch ein gefühlsloses Arschloch ist. Da ist die Tochter des Präsidenten, die einzige alleinstehende attraktive Frau des Films. Richtig, die kommt natürlich am Ende mit dem bisher unbekannten Wissenschaftler zusammen, der durch seine Entdeckung den Krisenstab der ganzen Welt mobilisiert. Er hat dann auch immer in sekundenschnelle die nötigen Erklärungen parat. Da ist der zottelige Freak, der vom Weltuntergang spricht, alles recherchiert hat und dem Zuschauer in komprimierter Form die notwendigen Erklärungen liefert.

Der Aufhänger des Films, das der Mayakalender im Dezember 2012 endet und die angeblich damit verbundene Prophetie, dass dies dann auch das Weltende wäre (was in Wirklichkeit gar nicht so ist. Der Kalender endet dort nur. Punkt), kommt im Film grade mal 3 Sekunden vor.

Nicht dass es schon mehr als übertrieben ist, dass eine riesige Flutwelle den Himalaya überspült oder das Weiße Haus, nein da muss dann immer gleich noch was mitschwimmen. In Washington ist es ein großer Flugzeugträger, wo in großen Buchstaben "USS John F Kennedy" zu lesen ist. Als die Archen glücklich in "See" gestochen sind, kommt ihnen nicht irgendwie Treibgut entgegen, nein, es ist gleich die Air Force One.

Genau, die Regierungen der Welt haben 4 große Archen, eigentlich eher Luxuskreuzer, in den Bergen Chinas bauen lassen. Weil da nur einige Tausend reinpassen, musste man 1 Milliarde Euro bezahlen, um ein Ticket zu bekommen.

Und schon sind wir bei der geistlichen Komponente. Ich bin sehr beruhigt, dass ich mir so einen Film anschauen kann und haargenau weiß, dass so etwas nie passieren wird. Obwohl wir als Menschheit es ja ziemlich derbe auf die Spitze treiben und der Treibhauseffekt und die Abschmelzung der Polkappen, Naturkatastrophen solchen Ausmaßes eigentlich nicht unwahrscheinlich sind. Aber ich bin froh zu wissen, dass Gott uns eine Zusage gemacht hat (jeder Regenbogen erinnert uns daran), dass es nie wieder eine Sintflut geben wird, dass es solange die Erde gibt, immer wieder Saat und Ernte, Frost und Hitze geben wird.

Das finde ich nebenbei gesagt auch immer wieder trollig, wenn ich solchen Filmen von Weltuntergang die Rede ist, es "nur" Überschwemmungen, Erdbeben und sonstige Katastrophen gibt - so groß das Ausmaß auch sein mag. Danach geht es dann immer irgendwie weiter. Aber die Erde bleibt dennoch bestehen! Das ist nämlich der andere Punkt, dessen ich mir sicher bin: Es wird Naturkatastrophen geben, es wird so schlimm sein, dass es die Menschen nicht mehr aushalten werden (Offb 16,16). Und diese Erde wird es irgendwann überhaupt nicht mehr geben (dafür wird aber Gott eine neue schaffen) - Offb 21,1.

Ich fand es ja toll, dass es in dem Film Menschen gab, die nicht nur ihren eigenen Arsch in diese Archen gerettet haben, sondern die auch an andere gedacht haben. Der Präsident der Vereinigten Staaten zieht sich zurück, um noch zu beten. Er möchte dabei nicht gestört werden, selbst als es höchste Zeit ist zu den Archen aufzubrechen. Auch der italienische Präsident bleibt bei seinem Volk, um auf dem Petersplatz zu beten... Was ihnen jedoch nichts bringt, sie werden alle unter Schutt und Asche bzw. der Flutwelle begraben.

Ich habe überlegt, was passieren würde, wenn es doch so eine Flutwelle geben würde, die die ganze Welt bedecken würde. Die Regierungen würden sicherlich genauso Riesenschiffe nur für Priviligierte bauen, denn man könne schließlich nicht 6 Milliarden Menschen retten. Aber ich könnte mir vorschnellen, dass Gott unzählige Noahs inspirieren würde, überall auf der Welt Archen (oder ähnliche Lösungen) zu bauen (man bedenke nur, was die für Probleme von den Baubhörden bekommen würden *ggg). So würde Gott gewährleisten, dass jeder die Möglichkeit hätte in einem solchen Schiff gerettet zu werden (dann würden das wahrscheinlich immer noch genug Menschen verschmähen...). Aber das wird ja nie passieren...

"Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." 1.Mose 8,21+22

4 Kommentare:

storch hat gesagt…

ich habe mit so was gerechnet. seit independenceday habe ich keinen film von emmerich mehr gesehen und vermutlich sehe ich mir auch 2012 nicht an.

Jocky hat gesagt…

Ja, je nachdem was einem wichtig ist. Ich fand es nie so toll, wenn gewisse Szenen übertrieben und unglaubwürdig sind. Und hier hat es der Gute echt auf die Spitze getrieben.

Der Film macht trotzdem Spaß.

"The Day After Tomorrow" fand ich aber sehr geil. Und mehr Filme sind mir jetzt auch nicht bekannt von ihm.

J. Clemens hat gesagt…

Vom "Popkorn-Faktor" abgesehen -der zugegebener maßen vorhanden ist- fand ich den Film ziemlich "hohl".

Unrealistisch, zu sehr vom US-Amerikanischen, sekularen Weltbld geprägt und somit "nur" Unterhaltung.

Für mich ist das somit KEIN guter Film...

siehe auch mein Blogeintrag dazu:
www.clemens23.blogspot.com/2009/11/2012.html

>>> Hätte die Kinokarte selber bezahlen müssen, hätte ich mich geärgert dafür Geld auszugeben!!


Grüße & blessings!
><>
*JC

k. fischer hat gesagt…

Einige Szenen und Effekten waren richtig cool. Im Allgemeinen war der Film nichts Besonderes. Ein typischer amerikanischer Film...