Donnerstag, Mai 24, 2007

Meine Sicht des Konzils


Nun will ich auch ein paar Takte zum Konzil sagen. Habe lange überlegt wie und ob ich überhaupt was dazu posten will. Habe mich nun entschieden meine Meinung einfach kundzutun, soweit das im Netz eben möglich ist.

Wie in vorangegangenen Posts beschrieben, bin ich ja durchaus voller Freude zum Konzil gefahren. Doch nach dem Konzil bin ich sehr zwiespältiger Meinung. Ich weiß letztendlich nicht wirklich, was ich von der Sache halten soll und welche Schlüsse ich daraus ziehen werde. Zumindest habe ich die ganze Woche getrauert. Hätte nie gedacht, dass mich das so mitnehmen würde. Denn auf dem Konzil ist für mich sichtbar geworden, dass hier definitiv was zu Ende geht, für das mein Herz jahrelang geschlagen hat...

Auf dem Konzil sind für mich zwei Sachen passiert, die für mich meilenweit auseinanderklaffen und die ich für mich momentan nicht zusammen bekomme. Auf der einen Seite habe ich immer wieder die Gegenwart Gottes in einer Weise erlebt, wie ich sie schon lange nicht erlebt habe, ich hatte mehrfach den Eindruck, dass wir umgeben sind von hunderten von Engeln, Jesus hat uns immer wieder gesagt: KEINE ANGST! Auch auf dem Konzil gab es immer wieder Ansagen Gottes, dass es immer noch Hoffnung gibt. Es hieß, dass was Gott macht, können wir nicht zerstören, das Menschengemachte nicht halten. Es gab einen Eindruck, dass wir versuchen aus Trümmern irgendwas neues zu formen. Aber dieser Versuch würde kläglich scheitern. Gott würde auch die Trümmer plattmachen. Aus dem Sand dieser Trümmer würde er dann allerdings neue Steine formen und daraus etwas Neues bauen...
Wir haben festgestellt, dass wir uns trotz aller Unrterschiede alle sehr lieb haben, das uns so etwas wie ein Jesus Freaks Gen verbindet. Durch den Konzilprozess ist viel gewachsen, Beziehungen wurden vertieft oder sind entstanden. Der Wille war da, gemeinsam für Jesus zu rocken...

Während des Konzilprozesses in den Meetings VorOrt und regional kamen wir immer wieder an den Punkt, dass man das auf dem Konzil eben noch im Detail herausarbeiten müsse. Daher hatte ich die Erwartung, dass es auf dem Konzil ein Modell geben würde, das zielgerichtet das bereits Erabeitete auswerten und zum Ergebnis führen würde, das dafür Sorge tragen würde, dass alle Probleme und Fragen bearbeitet würden.

Stattdessen gab es das Open Space Modell: Es gab einen großen Kreis und in der Mitte ein Mikrofon, wo nun jeder was sagen konnte und sollte. Jeder war angeblich gleichwertig, die Leiterschaft wurde bewusst in den Hintergrund gestellt.

Das hatte dann zur Folge, dass Leute aufgestanden sind und vorgestellt haben, welches Thema sie gerne besprechen würden. Das wurde dann auch intensivst getan (ob darin dann jeder ausreichend zu Wort gekommen ist, geschweige denn entsprechend im Protokoll gewürdigt wurde, ist eine andere Frage). So wurden also die Themen diskutiert, die Leuten wichtig waren. Die Themen, die keiner initiert hatte, blieben aber unbeantwortet und unbearbeitet. Schließlich kam ein Telefonbuch von 67 (!) Seiten Ergebnissen heraus, womit sich die Teilnehmer vertraut machen sollten. Es wird wohl klar sein, dass nicht ausreichend Zeit (geschweige denn Kraft) gewesen sein mag, diese Texte zu verinnerlichen. Am letzten Tag sollten dann diese Protokolle mit Klebepunkten gewichtet werden, nachdem sie noch etwas thematisch geordnet worden waren. Hieraus soll dann ein Umsetzungsteam, das Mitte Juni auf dem Gesamtleitertreffen noch zu wählen ist, eine Charta erstellen, die dann auf dem Freakstock vorsgestellt werden soll.

Es gab Zeiten, wo dann jeder die Möglichkeit hatte zumindest theoretisch Feedback zu geben. Hier trat für mich am deutlichsten zu Tage, welche krassen Auswirkungen es hat, wenn keine Leiterschaft da ist (oder sie nicht eingreifen darf). An sich konnte ja jeder was sagen, aber einige hatten das Gefühl, dass sie hier nicht vorkommen, dass sie untergehen, nicht zum Zug kommen. Es ist sich zwar niemand an die Kehle gesprungen, doch waren die Statements doch teilweise sehr emotional. Jemand der sich öffnete und mitteilte, wie es ihm ging, musste damit rechnen, dass jemand aufstand, der es komplett anders sah und damit dem Vorredner eine emotionale Watschn gegeben hat. Irgendwie war es ein Hickhack, wo Leute schon keine Lust hatten, sich daran überhaupt zu beteiligen.

Josha hat irgendwann mal ein Statement abgegeben, dass der Ä-Kreis früher da war und die unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Jesus Freaks gefiltert hat und dass das nun eben nicht mehr passieren würde. Und das Resultat war meiner Ansicht, dass die Kräfte entfesselt waren und ohne Schutz auf die Leute losgelassen wurde. Dabei sind einige Leute auf der Strecke geblieben, wenn nicht sogar tierisch verletzt worden.

Die vorigen Zeilen mögen es verständlich gemacht haben, warum ich der Meinung bin, dass diese Methode komplett darin vorbei ging, Gottes Willen für unsere Bewegung herauszufinden. Wenn ich ein System installiere, das komplett das aushebelt, was Gott gesetzt hat an Gaben, Diensten und Ämtern, wie soll dann was jesusmäßiges herauskommen? Meines Erachtens hätten wir viel mehr gemeinsame Zeit vor Gott verbringen müssen, um ihm alles hinzulegen und ihn zu fragen, was denn seine Ansage nun für unsere Bewegung ist, nachdem es ja offensichtlich keiner von uns weiß. Und sowas benötigt Zeit und geht nicht mal eben so nebenbei...

Es ist zwar glücklicherweise auch viel Heilung und Versöhnung passiert (da gab es wirklich erstaunenswere Ansätze und echtes Umdenken), aber ich war schockiert wieviel aus Verletzung heraus argumentiert worden ist.

Es sieht so aus, dass als Ergebnis sowas herauskommt, dass wir uns basisdemokratisch organisieren, jeder sich soviel geistliche Autorität nimmt, wie er will, dass die Regionen autonomer werden und wenn wir uns ein Dach oben drüber geben, dann wohl nur ein sehr schwaches. Meines Erachtens fernab von jeglichem, was uns die Bibel an Richtlinien vorgibt. Es ging andauernd darum, was WIR wollen und was UNS wichtig ist (bzw. nicht) und reichlich wenig, um das was Gott will. Und wenn der Ansagen macht, ist es völlig egal, ob wir das wollen (glücklicherweise gibt es da sehr oft Überschneidungen :)).

Noch ist es ja nicht entschieden, aber wenn das wirklich herauskommen sollte, frage ich mich ernsthaft, ob ich hier noch bleiben soll. Meine prophetische Berufung funktioniert nur unter dem Schutz und der Korrektur einer klaren Leiterschaft. Und grade auf dem Konzil wurde deutlich, was dabei herauskommt, wenn das nicht gegeben ist.

Am Schluß stand ich nur noch ohnmächtig daneben und habe mir gedacht: Was bitteschön geht hier eigentlich ab??? Und ich bin nicht der einzige, der sich fragt, ob er raus ist.

Wenn ich mir die Ansagen Gottes anschaue, dann werde ich wohl noch eine Weile abwarten, auch schauen wie sich unsere Gemeinde entscheidet und v.a. was Gott sagen wird.

Ich hatte im Dezember 2005 einen Traum, in dem ich mit Martin Dreyer in einem Hinterhof stand. Auf einmal kam Wasser, das uns bis zur Hüfte ging und den Keller komplett überflutete. Aber wir haben uns seelenruhig weiter unterhalten. Das Wasser war total klar, warm und erfrischend. Der Keller stand für mich für das Marquee, in dessen Keller das Büro damals war, wo die Rechner und Ordner standen. Das war für mich ein Symbol für alles Menschliche, Menschengemachte. Das Wasser stand für die souverände Erfrischung und Erneuerung des Heiligen Geistes.

Ich war geschockt wie krass sich dieser Traum erfüllte und wie nach und nach bei JFI die Dinge kaputt gegangen sind, wie eine Sicherung nach der anderen rausgeknallt ist: Leute verlassen die Bewegung, Gemeinden spalten sich und treten aus der Bewegung aus, Stress mit der AG, Finanzpropbleme, Leute total am Ende... und und und. Und ich hatte gehofft, dass es mit dem Konzil ein Ende finden würde. Und nun befürchte ich, dass es nicht der Schlusspunkt war...

Wir brauchen immmer noch keine Angst zu haben, wir sind in Gottes Hand. Aber muss das sein?

Hier noch zwei Bibelstellen, die ich auf dem Konzil hatte:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6,8

»Kommt, wir wollen wieder zum HERRN; denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen, er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden. 2 Er macht uns lebendig nach zwei Tagen, er wird uns am dritten Tage aufrichten, dass wir vor ihm leben werden. 3 Lasst uns darauf Acht haben und danach trachten, den HERRN zu erkennen; denn er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte und wird zu uns kommen wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet.« Hosea 6, 1-3

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13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hey Jocky,

das klingt arg mies/heftig...
Und gerade an diesem Wochenende kann ich nicht zum Godi kommen... Scheiße :(
Die Sache mit Austritt usw. beschäftigt mich tierisch.
Vier Jahre in einer Bewegung ist ne recht lange Zeit, wenn man bedenkt, dass man von Anfang an das Gefühl hatte, dazu zu gehören und sich einfach aufgehoben fühlt.
Ich hänge an den Freaks und der Bewegung und mir fällt das schwer, mir vorzustellen, woanders "unter zu kommen".
Mich macht das ganze voll traurig...
Naja man sieht sich, bist ja Mittwoch (od. Freitag?!) im Hauskreis...

Segen
Ani

(kein Bock mich einzuloggen, sitz im Büro)

Jocky hat gesagt…

Hey, hey Ani.
Mal langsam. Noch ist nichts verabschiedet. Gott ist immer noch am Ball. Und unsere Gemeinde wird es ja so oder so noch geben.

Erst mal langsam.
Gott hat immer einen Weg... fragt sich nur wie der heißen wird.

Segen
Jocky

Einer der Namen, den Aragorn in Herr der Ringe hat ist Estel= Hoffnung!

Anonym hat gesagt…

hi jocky,

du toller, ich seh dein herz... und ich ahn, was in dir vorgeht. wie du´s schreibst, das menschliche oder das göttliche. die aktenordner oder der heilige geist. basisdemokratie oder göttliche, freisetzende leiterschaft.

das schöne ist, dass du wissen wirst, was du tun sollst, weil du an jesus dran bist und bleibst. freu mich voll zu sehen, dass du so klar bist und voll auf den geist setzt.

wie hattest du´s vor jahren mal: "der winter ist vorbei und der frühling ist da"?!? gott ist souverän und er baut seine gemeinde und er zeigt dir/uns genau deinen/unseren platz. wir müssen nur zuhören...

ganz lieben gruß
roman

Anonym hat gesagt…

Hallo Süßer,
hab mich über Deinen Kommentar auf meinem Blog gefreut.
Ja, ich bin auch besorgt. War heute im Forum und ich finde es ist ein Strudel an Emotionen, Ansichten......
Patrizia und ich planen gerade ein zweites prophetisches Konzil. Es muß doch auch anders gehen, oder?!?
Ich weiß nicht mehr, was ich denken, glauben oder fühlen soll. Ich weiß das ich Euch alle herzlich liebe und nicht so schnell auf geben will. Aber ich habe auch den Entschluß gefaßt hier nicht drauf zu gehen.
Seit dem Konzil bin ich irgendwie durcheinander, erst habe ich keine Worte gefunden und nun fällt mir so vieles ein, das zu sagen wäre, aber was davon ist wichtig?
Ich habe mir die Mühe gemacht im Forum einen ellenlangen Beitrag zu hinterlassen, den ich weiß nicht, ob ich es wieder betrete.
In mir hat ein Trauerprozeß begonnen und ich weiß eigentlich nicht um was. Fühle ich etwas das gerade stirbt, aber was?
Ich vermiß Euch Gleichgesinnte.....
Was genau ist es was so schief läuft?
Ich kann meine Gefühle zum Konzil gar nicht in Worte fassen...aber irgendwie ist es wohl verbunden mit einer gewissen Sinnlosigkeit, vielleicht weiß ich morgen mehr, vielleicht hab ich bis dahin mehr verarbeitet und verdaut, wer weiß.....
Fühl Dich gedrückt, Deine Rahel

Anonym hat gesagt…

Tja, mußte meine Blogeinstellungen in Ordnung bringen, die waren durcheinander, aber weißt ja sicher wer Dich Süßer nennt ;)

Klaus Botschen hat gesagt…

hi jocky,

*drück* es tut mir leid daß du so unter dem prozeß leidest. aber andererseits hat mirko als jemand, der vor gott steht, ganz klare ansage gemacht - seiner meinung ist die bewegung dran, die leitung über die bewegung zu übernehmen.

wegen dem open space, da war ich auch unglücklich; hab mich gewundert warum im forum niemand dazu geantwortet hat. ich hat dort auch geschrieben, daß eigentlich die bewegung den gesamten gestaltungeprozeß in die hände hätte nehmen sollen. warum niemand aufgestanden und "in den riß getreten" ist, versteh ich nicht. menschenfurcht? ich hätte es gemacht, hab aber von gott nicht die autorität dazu bekommen. mein "puzzlestück" ist österreich, nicht deutschland...

be blessed!
klaus
:)

Jocky hat gesagt…

Danke für alle "Anteilnahme" ;-) und jedes Feedback. Ihr seid alle toll!

Martin.D[x]D.nitraM hat gesagt…

Gott verbietet mir gerade, dadrüber öffentlich was zu posten, noch. Aber wir können gerne Mailen. Nach der Prüfung werde ich mal sehen, was Jesus mir dazu sagt.

Bri hat gesagt…

danke Jocky für deine Worte

Anonym hat gesagt…

Hi!

Danke für deine Ehrliche Meinung zum Konzil. In dem Post hast du was von einem Bild geschrieben wo wir Jesus Freaks versuchen etwas aus den Trümmern der Bewegung zu bauen, was wenn diese Zeit jetzt gerade kommt? Nach dem Bild zu urteilen würde dann die Bewegung nach dem Konzil eh erstmal in ne falsche Richtung laufen und Gott wird eingreifen...

Jocky hat gesagt…

Hallo Mark,
interessante Auslegung des Bildes mit den Trümmern. Ich weiß selber nicht, wie man dieses Bild direkt auslegen soll.

Außerdem steckte ja in dem Bild ne Aufforderung drin, eben nicht aus Trümmern etwas bauen zu wollen.

Damit also auch die Möglichkeit, anders zu reagieren. Es ist also kein Fahrplan dessen, was passieren wird. Von daher denke ich, dass die Bewegung nicht "zwangsläufig" in eine Richtung rennen muss und sozusagen nicht anders könnte.

Allerdings steckt schon ein klares "Wenn - dann" in dem Bild...

Anonym hat gesagt…

ach jocky du bist einfach ein toller.......
freut mich das du so auf gott vertraust!!

der jo

Anonym hat gesagt…

Jo hast recht, Prophetische Bilder haben ja nichts mit Wahrsagerei zu tun. Gott zeigt eher dieses "wenn - dann" auf. Und es wird sich ja herausstellen ob wir selber auf unseren Trümmern gebaut haben mit dem Konzil und Gott nochmal alles platt macht oder ob Gott beim Konzil JFI wieder gebaut hat... Also egal was wird Gott nimmts in die Hand.